Gender-Pay-Gap – Was ist wirklich dran?

von Uschi Bornemann
08.03.2023
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Jedes Jahr ist am 25. Oktober der „Equal-Pay-Day“. Ein trauriger Tag für alle Frauen. Angeblich arbeitet die weibliche Bevölkerung in Österreich ab diesem Tag – im Vergleich mit deren männlichen Kollegen – für das restliche Jahr gratis. Zumindest statistisch gesehen. Es wird viel diskutiert, ob dies tatsächlich so stimmt. Die Meinungen und auch die Datenlage dazu gehen auseinander. Aufdecker.com hat recherchiert, was hinter diesen Aussagen steht. Es gibt einige Mythen, die im Umlauf sind, das ist sicher.

Frauen haben 36 Prozent weniger Einkommen als Männer

Wenn das Einkommen zwischen Männern und Frauen verglichen wird, ist eines deutlich auffällig: Frauen haben im Schnitt ein um 36 Prozent geringeres Einkommen als Männer. Wenn man das Einkommen auf die geleisteten Arbeitsstunden runterrechnet, handelt es sich noch immer um einen Unterschied von 14 Prozent. Woran kann das liegen? Ist Österreich so ungerecht? Unter anderem ist diese Ungerechtigkeit daran festzumachen, dass Frauen in Berufen arbeiten, die grundsätzlich schlechter bezahlt werden. Es gilt also speziell für Frauen, umsichtig bei der Wahl ihres Berufes zu sein.

Frauen sollten in männerdominierten Berufen arbeiten

Frauen sollten sich zukünftig technischen Berufen öffnen. Wichtig könnte es für Frauen sein, ihr Interesse in diesen Bereichen zu entdecken oder weiterzuentwickeln. Die Berufschancen sehen sehr gut aus und die Bezahlung ist wesentlich besser als in anderen Branchen. Sollte dieses Umdenken bei Frauen wirklich stattfinden, steht die Gesellschaft in Österreich vor einem weiteren großen Problem: Die Frauen werden zunehmend in den Branchen fehlen, die jetzt bereits ein wirklich großes Problem haben. Es geht um Branchen, die immer wieder diskutiert werden: Gesundheitsbereich, Kindergartenpädagogik und auch Lehrberufe.

Doch auch, wenn Frauen in Berufe wechseln, die eigentlich männerdominiert sind, gibt es noch immer keine Garantie, dass sie tatsächlich ein höheres Gehalt bekommen. Es konnte nachgewiesen werden, dass das Lohnniveau in bestimmten Branchen tatsächlich sinkt, wenn der Frauenanteil steigt.

Mehr arbeiten für weniger Geld – sehr unattraktiv

Dabei geht es um die unbezahlte Care-Arbeit. Dazu zählen bekanntlich der Haushalt, die Kinderbetreuung sowie die Pflege von Angehörigen. Eine unglaublich wichtige Tätigkeit übernehmen die Frauen hier für die Gesellschaft. Laut einer Erhebung der Statistik Austria verbringen Frauen ungefähr vier Stunden am Tag mit unbezahlter Arbeit. Männer hingegen maximal 2,5 Stunden. In Summe sind das 11 Stunden mehr an unbezahlter Arbeit. Woche um Woche. Einfach mehr – und keiner ändert etwas. Immer wieder gibt es lobende und anerkennende Worte dafür. Bezahlt wird aber nichts. Frauen können aufgrund dieser Verantwortung für andere nur in Teilzeit arbeiten. In Summe verfügen sie deshalb über ein geringeres Einkommen, in weiterer Folge damit auch über eine geringere Pension. Das Vermögen ist meistens sowieso kaum der Rede wert. Für dieses Desaster, das Frauen durchleben und ertragen müssen, gibt es einen schönen englischen Begriff: Motherhood Gap.

Zu wenig Betreuungseinrichtungen

Frauen würden gerne aus dieser Teilzeitfalle entfliehen und ihre Kinder einer Betreuungseinrichtung überlassen, damit sie Vollzeit arbeiten gehen können. Doch es gibt nicht genügend Betreuungseinrichtungen, um diesen Bedarf abzudecken. Somit sind die Frauen nicht „selbst schuld“, wie man doch immer wieder hört. Sie können nur ihre Kinder nicht unbeaufsichtigt zuhause lassen. Bundesländer wie Vorarlberg weisen einen Gender Pay Gap in Höhe von 47,5% auf. Gefolgt von Tirol mit 42,3% und Oberösterreich mit 42,6%. Am geringsten ist der Gender Pay Gap in Wien mit 18,8%. Die Steiermark, Salzburg, Kärnten, Niederösterreich und das Burgenland liegen bei rund 38%.

Pay-Gap lässt sich nicht wegrechnen

Auch wenn man die Zahlen genau betrachtet und analysiert und statistisch „sauber“ macht, bleiben die Unterschiede bestehen. Das heißt, es wird genau auf die Branche geschaut, die Positionen sowie die Arbeitszeit werden verglichen und auch die entsprechenden Qualifikationen werden berücksichtigt. Traurigerweise bleibt der Gap zwischen Männer- und Frauengehältern trotzdem bestehen. Dieser sogenannte „bereinigte“ Gap liegt noch immer bei 6,6%. Wirklich interessant: diesen Unterschied kann niemand erklären. Viele sagen trotzdem, dass es sich hier nicht um Diskriminierung handelt.

Es lässt sich doch alles ganz einfach erklären

Die Unterschiede liegen in der Branche, im Beschäftigungsausmaß, in der Betriebszugehörigkeit, im Beruf generell, dem Alter, der Religion, der Unternehmensgröße, dem Bildungsniveau und natürlich der Art des Arbeitsvertrags. Die Gegenüberstellung und Auswertung des Datenmaterials ergeben, dass 31,4% der Unterschiede erklärbar sind. Eine doch höhere Zahl. Die eine Frage aber offenlässt: Wo bleiben die 68,6% der nicht erklärbaren Anteile?

Die rechtliche und berufliche Situation der Frauen hat sich in den letzten 40 Jahren deutlich verbessert – das stimmt auf jeden Fall. Es gibt Bemühungen von staatlicher Seite, die Benachteiligungen auszugleichen, die Frauen jeden Tag, an dem sie arbeiten oder auch, an dem sie nicht arbeiten können, erleben. Es gibt aber noch sehr viel zu tun. Die Corona-Pandemie hat dies auch wieder sehr deutlich zum Ausdruck gebracht. In Summe geht es um 1/5 an Einkommen, das Österreichs Frauen weniger verdienen als Männer – das ist EU-weit das dritthöchste Lohngefälle und für Österreichs Frauen bleibt oft nur der Gedanke: „Überlastet, ungesehen und unterbezahlt!“  

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