Richard Lugner: Wiens schillerndster Bauherr verabschiedet sich

Richard Lugner ist tot. Im stolzen Alter von 91 Jahren hat sich der schillernde Wiener Baumeister, Opernball-König und ewige Charmeur von uns verabschiedet. Was bleibt, ist die Erinnerung an einen Mann, der in der österreichischen High-Society fehlen wird. Lugner hat es geschafft, zu einer Legende zu werden. Stets sorgte er für Schlagzeilen. Sein Leben war ein bunter Mix aus Erfolg, Glamour und dem unbändigen Willen, immer neue Pfade zu beschreiten.

Vom bescheidenen Start zum Baulöwen

Richard Lugner, geboren am 11. Oktober 1932 in Wien, hatte es alles andere als leicht. Nach dem Tod seines Vaters im Krieg wuchs er mit seiner Mutter und seinem Bruder in einer winzigen Wohnung auf – das Klo war auf dem Gang, wie Lugner im Alter gerne erzählte. Luxus: Fehlanzeige. Doch Richard Lugner wusste schon damals, dass er mehr wollte.

Obwohl er kein guter Schüler war, biss er durch, schloss die Höhere Technische Lehranstalt ab und legte 1962 mit seiner eigenen Baufirma den Grundstein für seine beeindruckende Karriere. Doch selbst Richard Lugner hätte sich damals noch nicht gedacht, dass er zum größten Bauunternehmer Wiens werden würde. 

Vom Baustellenchef zur Opernball-Ikone

Lugner wusste, wie man sich ins Rampenlicht rückt. Anfangs baute er Tankstellen und renovierte Altbauten, während seine Konkurrenz noch mit dem Wiederaufbau beschäftigt war. Bald zählte sein Unternehmen zu den größten in Wien. Aber der „Mörtel“, wie ihn die Presse liebevoll nannte, wollte noch mehr – und das bekam er auch. Seit 1992 brachte er beim Wiener Opernball die ganz großen Stars in seine Loge. Ob Sophia Loren, Pamela Anderson oder zuletzt Priscilla Presley – Lugner liebte es, mit den Reichen und Schönen zu strahlen. Kein Wunder, dass er damit weit über Österreichs Grenzen hinaus für Aufsehen sorgte. Lugner war immer wieder der Star am Opernball, um den sich sehr viel Aufmerksamkeit drehte. 

Skandale? Kein Problem für „Mörtel“

Lugner und Skandale – das gehörte immer gerne zusammen. Ob der Bau einer Wiener Moschee oder die Renovierung des jüdischen Stadttempels – der Baumeister scheute keine Kontroverse. Besonders in Erinnerung bleibt seine Fehde mit der katholischen Kirche, als er Räume in seiner Lugner City an ein sexualmedizinisches Zentrum vermietete. „Exkommuniziert“ wurde er von der Kirche, doch an Lugners Ruf kratzte das kaum. Im Gegenteil – diese und andere Skandale machten ihn nur noch bekannter.

Lugner wollte Bundespräsident werden

Im Jahr 1998 trat Richard Lugner sogar zur Bundespräsidentenwahl an. Er holte beachtliche 9,9 % – das reichte nicht zum Sieg, doch ein Achtungserfolg war es allemal. Die weitere politische Karriere von Lugner war nicht zu erfolgreich, wie es sonst für den Bauherren üblich war. Er probierte immer wieder, in der Politik Fuß zu fassen, gab auch hier nicht so schnell auf. Noch im Jahr 2016 erlangte er 2,3 % bei der Bundespräsidentenwahl. 

Die Frauen in Lugners Leben

Sechs Ehen zierten das Leben des charmanten Bauherrn. Lugner liebte die Frauen und sie liebten ihn – zumindest für eine Weile. Von „Mausi“ über „Hasi“ bis „Spatzi“ – seine Frauen trugen die süßesten Spitznamen und sorgten stets für Gesprächsstoff. Seine letzte Ehefrau, Simone Reiländer, gab ihm erst im Juni 2024 das Ja-Wort. Lugner erlebte zahlreiche Höhen und Tiefen in seinem Privatleben, doch aufgegeben hat er auch hier nie. Zu seiner kirchlichen Hochzeit ist es nicht mehr gekommen. Sie wäre für Oktober 2024 geplant gewesen.

„Ich habe nichts verpasst.“ Mit diesen Worten blickte Richard Lugner auf sein turbulentes Leben zurück. Ja, Fehler habe er gemacht, sagte er einmal, aber im Großen und Ganzen sei er zufrieden.